Zahlen beschreiben Entwicklung
KREIS GROSS-GERAU – Die zweite Zukunftswerkstatt der Stabsstelle Fachkräfte für Hessen (Hessischen Ministeriums für Arbeit, Integration, Jugend und Soziales) in Kooperation mit dem Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur (IWAK) der Frankfurter Goethe-Universität fand Ende Juni in den Räumen des Kommunalen Jobcenters Kreis Groß-Gerau (KJC) statt. Koordiniert wurde die Veranstaltung von der Wirtschaftsförderung des Kreises Groß-Gerau und der Fachstelle Fachkräftesicherung des KJC.
Eingeladen waren alle arbeitsmarktpolitischen Akteure des Kreises, wie z.B. IHK und Handwerkskammer, Kreishandwerkerschaft, Agentur für Arbeit, Arbeitgeber der Region, Wirtschaftsförderungen, Bürgermeister, Berufsschulen und angegliederte Kooperationspartner der Kreisverwaltung. Adil Oyan (EKBO) und Claudia Wesner (Leitung der Stabsstelle Fachkräfte für Hessen) begrüßten die Gäste.
Einführend stellte Dr. Christa Larsen, Leiterin des IWAK, anhand der Regionalen Arbeitsmarkt- und Berufsprognosen bis 2030 die langfristigen Wirkungen des demografischen Einflusses auf den Arbeitsmarkt im Kreis Groß-Gerau vor und skizzierte anhand prägnanter Rahmendaten die Entwicklung des Fachkräftemangels. Demnach werden prognostisch bis 2030 insgesamt 4440 Fachkräfte fehlen, darunter vorrangig 2940 Fachkräfte mit Berufsabschluss und 1500 Fachkräfte mit Studienabschluss. Ihnen gegenübergestellt wird ein Arbeitskräfteüberhang von ca. 1370 Arbeitskräften ohne Berufsabschluss prognostiziert, die es für den regionalen Arbeitsmarkt zu qualifizieren gilt.
Im binnenhessischen Vergleich weist der Kreis Groß-Gerau damit einen moderaten Fachkräftemangel zwischen -2% und -5% bei Fachkräften mit Berufsabschluss und -6% bis -9% bei Fachkräften mit Studienabschluss aus, dagegen einen Überhang von 6% bis 9% bei den Arbeitskräften ohne Berufsabschluss.
Ausdifferenziert wurden diese Prognosen anhand ausgewählter Berufsgruppen, die sich hinsichtlich des Fachkräftemangels als besonders betroffen erweisen - wie z.B. den Pflege- und Gesundheitsberufen mit einem bislang ungedeckten Bedarf von 480 (das entspricht 13%) Fachkräften, gefolgt von der Gebäude- und Versorgungstechnik mit 330 (13%), den Informatik- und IKT-Berufen mit 310 (11%) fehlenden Fachkräften (IKT: Informatik, Informations- und Kommunikationstechnologie). Betrachtet wurden ebenso die bereits zahlreich im Kreis Groß-Gerau vorhandenen Projekte und Maßnahmen zur Hebung von Inlands- und Auslandpotenzialen sowie zur Optimierung der Attraktivität regionaler Betriebe und der Arbeitsmarktregion.
Der Frage, wie die Fach- und Arbeitskräftesicherung im Kreis Groß-Gerau zukunftsgerecht weiterentwickelt werden kann, gingen die Teilnehmer*innen in drei vom IWAK moderierten Arbeitsgruppen nach. Dabei gab es folgende Schwerpunkte:
- Wie können Quereinstiegsmöglichkeiten und die Sicherung von mehr Ausbildung dem Mangel in Erziehungs- und Pflegeberufen abhelfen?
- Wie können Handwerks- und Produktionsberufe durch Quereinstiege, die Bindung freigesetzter Mitarbeiter*innen und durch Ausbildung gestärkt werden?
- Welche Maßnahmen sind geeignet, um Potenziale in Informatik-, Verwaltungs- und Verkehrsberufen zum Tragen zu bringen?
Die abschließende Gesamtschau der Ergebnisse brachte eine beachtliche Anzahl von Lösungsansätzen zutage, die die in der Fachkräfteallianz Kreis Groß-Gerau vernetzten Akteure nun in der weiteren Zusammenarbeit verfolgen werden.