
Seit 2006 besteht das Netzwerk gegen häusliche und sexualisierte Gewalt in der Familie und im sozialen Nahraum im Kreis Groß-Gerau in seiner heutigen Form. Zusätzlich zum drei mal jährlich tagenden Gremium gibt es drei thematische Unterarbeitsgruppen (Erwachsene und Partnerschaftsgewalt / Sexualisierte Gewalt gegen Kinder / Kinder und Partnerschaftsgewalt).
Die in den Grundgesetzartikeln 1, 2, 3 und 6 formulierten Rechte auf Menschenwürde, körperliche Unversehrtheit, Gleichberechtigung, Selbstbestimmung, Schutz der Familie und in der Familie, sollen durch ein abgestimmtes Hilfesystem von allen beteiligten Institutionen in den kommunalen Strukturen im Kreis Groß-Gerau eingelöst und gesichert werden.
Mit dem Hilfesystem sollen folgende Ziele bewirkt werden:
- Das friedliche und gleichberechtigte Zusammenleben von allen Menschen in Paarbeziehungen und Familien soll gefördert werden
- Gesellschaftliche Ächtung von Gewalt als Konfliktlösung im familiären Raum soll gefördert werden
- Die Enttabuisierung von häuslicher Gewalt in der Familie wird angestrebt als Schritt zur Sensibilisierung des Umfeldes und zur Entwicklung adäquater Interventionskonzepte
- Der Schutz vor Gewalt und die Beendigung von Gewalt sollen durch abgestimmte und vernetzte Handlungskonzepte verbessert werden
- Der Schutz von Kindern und Jugendlichen soll sichergestellt werden
- Das Recht auf Selbstbestimmung und körperliche Unversehrtheit im sozialen Zusammenleben soll gefördert werden
Arbeit nach dem pro-aktiven Ansatz
Im Kreis Groß-Gerau arbeiten Polizei und Frauenberatungsstelle nach dem pro-aktiven Ansatz zusammen. Das bedeutet, dass im Falle eines Einsatzes bei häuslicher Gewalt die Initiative zur Kontaktaufnahme bei der Beratungsstelle nicht mehr von der betroffenen Person selbst ausgehen muss, sondern die Polizeibeamt*innen mit dem Einverständnis der Betroffenen ihre Kontaktdaten an die Frauenberatungsstelle übermitteln. Eine Mitarbeiterin der Beratungsstelle meldet sich daraufhin sehr zeitnah persönlich bei den von häuslicher Gewalt betroffenen Frauen und kann beraten und weitere Schritte einleiten.
Durch die enge Zusammenarbeit mit der Polizei und der dortigen Opferschutzbeauftragten konnte ein hoher Anstieg dieser pro-aktiven Kontakte erreicht werden.
Zum 25. November 2022, dem Internationalen Tag gegen Gewalt gegen Mädchen und Frauen veröffentlichte das Büro für Frauen und Chancengleichheit gemeinsam mit der Opferschutzkoordinatorin des Polizeipräsidiums Südhessen, dem Verein Frauen helfen Frauen e.V., dem Allgemeinen Sozialen Dienst des Kreises Groß-Gerau und der Täter*innenberatungsstelle des Diakonischen Werks eine Imagefilmreihe.
Hier soll der Ablauf des pro-Aktiven Ansatzes von allen beteiligten Fachkräften aus der jeweiligen Fachlichkeit für die Öffentlichkeit transparent gemacht werden und die Hemmschwelle zur Nutzung gesenkt werden.