Der Zahnarzt kommt ins Haus
Individualprohylaxe für geflüchtete Kinder
23.07.19, KREIS GROSS-GERAU – Mehrere Kinder wuseln durch den Flur, ihre Eltern stecken den Kopf ins Zimmer hinein: Ja, sie sind hier richtig, denn Zahnarzt Dr. Moritz Ruppert sowie die zahnmedizinischen Fachangestellten Heike Jehle und Eva Schneiker vom Kreisgesundheitsamt warten an diesem Donnerstagnachmittag im Hasengrund bereits auf die rund 30 angemeldeten Kinder und Jugendlichen im Alter von zwei bis 17 Jahren, um sie für die Bedeutung der Zahnpflege zu sensibilisieren: Der Zahnärztliche Dienst des Kreisgesundheitsamts bietet seit Mitte Juli in Gemeinschaftsunterkünften zahnärztliche Prophylaxe-Untersuchungen für geflüchtete Kinder bis 18 Jahre an. Die ersten Termine sind in Absprache mit der städtischen Sozialarbeit in den Unterkünften der Stadt Rüsselsheim am Main.
Stadt und Kreis hatten ein gemeinsames großes Interesse an dem Projekt, das materiell vom Arbeitskreis Jugendzahnpflege Groß-Gerau unterstützt wird. Durch die Einigkeit entstand schnell ein Netz zwischen dem zahnärztlichen Dienst Groß-Gerau und dem Bereich Asyl der Stadt Rüsselsheim am Main mit der Fachbereichsleiterin für Soziales und Gesundheit, Petra Mischlich. Die Planung ging rasch über die Bühne, der Startschuss fiel jetzt im Juli. Mit dabei beim jüngsten Termin war auch die städtische Sozialarbeiterin Lamia Tajjiou, die sich um die eintreffenden Familien kümmerte.
Dr. Ruppert schaute sich die Zahnreihen der Kinder an, gab ihnen Ratschläge, damit „ihr immer starke Tigerzähne habt“. Auch zum ein oder anderen wackeligen Milchzahn und allgemein zur Mundgesundheit gab es Hinweise. Vom „Zahnarztstuhl“ wechselten die Jungen und Mädchen zu den Damen von der Prophylaxe an die Waschbecken in den gegenüberliegenden Räumen und bekamen an einem Gebiss-Modell die richtige Zahnputztechnik gezeigt. Auch gab es Hinweise zur gesunden Ernährung. Abschließend wurden auf Wunsch die Zähne mit einem Gel behandelt, damit sie widerstandsfähiger gegen Karies werden. Und dann durften sich die Kinder als Abschiedsgeschenk für die Teilnahme am Prophylaxe-Termin kleine Spielsachen mitnehmen.
Die Prophylaxe-Untersuchungen in den Gemeinschaftsunterkünften werden so lange fortgesetzt, bis alle rund 300 Kinder in Rüsselsheim an der Reihe waren. Danach soll es möglichst in anderen Kommunen des Kreises Groß-Gerau mit dem Projekt zur zahnmedizinischen Aufklärungsarbeit weitergehen, sagt Dr. Ruppert. Die Idee der Zahngesundheits-Prävention bei Geflüchteten entstand durch die ehrenamtliche Tätigkeit des Arztes in Peru.
„Die Förderung der Mundgesundheit ist ein wichtiger Baustein zur Erhaltung der Gesundheit. Auch dieses Projekt ist ein Beitrag zu mehr gesundheitlicher Chancengleichheit im Kreis Groß-Gerau“, betont Angela Carstens, Fachbereichsleiterin Gesundheit und Verbraucherschutz der Kreisverwaltung.
Zahnärztliche Prophylaxe-Untersuchungen in Gemeinschaftsunterkünften bietet der Zahnärztliche Dienst des Kreisgesundheitsamts seit Juli 2019 an. Dr. Moritz Ruppert untersucht dabei die Kinder und Jugendlichen. Foto: Kreisverwaltung
Tag der Zahngesundheit am 25. September 2017:
Wichtige Aufklärungsarbeit
„In sechs Jahren Milchgebiss sammeln Kinder mehr als drei Mal so viel Karies an, wie in den darauf folgenden sechs Jahren im bleibenden Gebiss“, weiß der Kinderzahnheilkundler Professor Dr. Christian H. Splieth von der Universität Greifswald. Trotz umfangreicher Aufklärung haben immer noch 15 Prozent der unter drei Jahre alten Kinder in Deutschland bereits Karies.
Diese traurige Realität zeigt deutlich, dass weiterhin dringender Handlungsbedarf besteht.
Professor Dietmar Oesterreich, Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer, sagte im Rahmen einer Pressekonferenz zum Tag der Zahngesundheit 2017: „Ursachen für die frühkindliche Karies sind übermäßiges Trinken von zucker- und säurehaltigen Getränken, zum Beispiel aus Saugerflaschen, in Kombination mit zu wenig Mundhygiene im frühen Kindesalter.“
Aufklärung ist also wichtig. Aufklärungsarbeit betrieb darum anlässlich des Tages der Zahngesundheit am 25. September der Kinder- und Jugendzahnärztliche Dienst des Gesundheitsamts der Kreisverwaltung. Der Tag stand in diesem Jahr ganz im Zeichen der Milchzähne. Denn gesunde Milchzähne spielen eine wichtige Rolle für eine gesunde Entwicklung des Kindes: Richtig sprechen lernen und können, altersgerechte Gewichtszunahme und nicht zuletzt, ob Kinder Ausgrenzung erfahren – all das steht in direktem Zusammenhang mit gesunden Milchzähnen.
Unter dem Motto „Gesund beginnt im Mund - Gemeinsam für starke Milchzähne“ lud der Kinder- und Jugendzahnärztliche Dienst am Montag Kindergartenkinder aus der Groß-Gerauer Kita Brignoler Straße zu einem gesunden Frühstück ins Gesundheitsamt ein. „Nach dem Frühstück haben die Kinder unter fachmännischer Anleitung die Zähne geputzt und sie bekamen außerdem eine neue Zahnbürste“, berichtet Kinder- und Jugendzahnärztin Claudia Schauss-Kilb.
Für die erwachsenen Besucher des Infotags hatten sich die Organisatoren ebenfalls etwas einfallen lassen, um anschaulich über die Bedeutung und den Erhalt gesunder Milchzähne zu informieren. Anhand einiger Beispiele - wie Limo, Cola und Kakaogetränk - wurde gezeigt, wieviel Zucker enthalten ist und welche gesünderen Alternativen es gibt: zum Beispiel den Mix aus Traubensaft und Früchtetee oder aus Apfelsaft und Pfefferminztee. Auch für Kakaotrinker gibt es eine leckere Alternative, die sich mithilfe von Backkakaopulver selbst herstellen lässt. Das Team des Gesundheitsamts bot Probiergläschen an, um den Unterschied zu verdeutlichen.
An diesem Tag wies der Kinder- und Jugendzahnärztliche Dienst zudem auf die monatliche Zahnputzstunde im Gesundheitsamt hin. Das Beratungsangebot richtet sich an unter Dreijährige und deren Eltern. Die nächsten Termine sind am 25. Oktober und 22. November 2017. Anmeldung unter Telefon 06152 989480 oder 989215.
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