Starke Impulse für den Vereinssport
KREIS GROSS-GERAU – Mit einer feierlichen Lizenzvergabe im Schloss Dornberg ging am 3. Juli in Groß-Gerau eine besondere Qualifizierungsmaßnahme zu Ende: 15 Teilnehmende haben eine interkulturelle Ausbildung erfolgreich abgeschlossen und dürfen sich ab sofort offiziell „Lizensierte DOSB-Übungsleiterinnen-C im Breitensport, Profil Kinder/Jugendliche“ nennen.
Die Ausbildung wurde zum zweiten Mal im Rahmen der Sportentwicklungsplanung des Landkreises realisiert – organisiert durch die Bewegungskoordination des Kreises in Kooperation mit der Sportförderung, dem Sportkreis Groß-Gerau, der Kreisvolkshochschule Groß-Gerau, der Sportjugend Hessen und dem Sportverein Blau-Gelb Groß-Gerau e.V.
Die Ausbildung richtet sich gezielt an Menschen mit und ohne Migrationsgeschichte, die sich ehrenamtlich im organisierten Sport engagieren möchten. „Der Zugang zu Bildung soll allen Interessierten offenstehen“, betont Bewegungskoordinatorin Patrizia Frank. Besonders das Lernen in Tandems, die sportorientierte Sprachförderung, die niedrigen Ausbildungskosten, Vereinsvorstellungen sowie eine kostenfreie Kinderbetreuung am Ausbildungsort machen das Projekt zu einem echten Vorreiter für mehr Teilhabe im Sport.
Die Hauptausbildung startete im November 2024 und erstreckte sich bis Mai 2025 – stets begleitet von Dozent Benjamin Sonsalla, Sport- und Organisationspädagoge aus Frankfurt, sowie Patrizia Frank. Lehrgangsfreie Zeiten während der Schulferien und im Ramadan sorgten für familienfreundliche Rahmenbedingungen. In insgesamt 120 Lerneinheiten an Wochenenden erwarben die Teilnehmenden Kenntnisse in Trainingslehre, Sportpädagogik, Anatomie, Gruppenleitung und Vereinsarbeit – ergänzt durch Module zur interkulturellen Kompetenz. Die Ausbildung wurde bewusst niederschwellig gestaltet und durch eine sportorientierte Sprachförderung und Kinderbetreuung ergänzt.
Ein besonderer Exkurs war das Modul „Klettern Inklusiv“, gestaltet von Dr. Matthias Grell von den Naturfreunden. In dieser Einheit lernten die Teilnehmenden Seilkommandos wie „Zu“ und „Ab“ in zehn verschiedenen Sprachen – eine kreative und eindrückliche Übung, die Sprachkompetenz unter Stressbedingungen und interkulturelle Verständigung fördert. Dank der Förderung durch „SPORTLAND HESSEN bewegt“ konnten in der Boulderhalle der Luise-Büchner-Schule unlängst neue Seilsicherungen installiert werden – um auch Menschen mit Behinderungen praktische Klettererfahrungen zu ermöglichen.
Viele der Absolventinnen engagieren sich künftig in Sportvereinen, Schulen sowie in Bewegungsprojekten im Kreis Groß-Gerau. Bei Interesse werden sie langfristig durch die Bewegungskoordination begleitet und in einen eigens aufgebauten Übungsleiter-Pool u.a. für inklusive Fortbildungen und weitere Projekte aufgenommen. Aktiv kommen sie in Projekten wie dem Hessischen Bewegungscheck an Grundschulen oder dem Alltags-Fitness-Test für Senior*innen zum Einsatz – und leisten so einen wertvollen Beitrag für mehr Bewegung, Teilhabe und Gesundheitsförderung. Dies ist ein Ziel der Sportentwicklungsplanung des Kreises Groß-Gerau.
Eine Fortsetzung des Ausbildungsprojekts im Südkreis ist bereits geplant. „Das Interesse wächst kontinuierlich – nicht nur durch persönliche Empfehlungen und das Engagement unserer bisherigen Absolvent*innen, sondern auch durch gezielte Hinweise von Sport-Coaches oder dem Jobcenter“, erklärt Patrizia Frank, die die niedrigschwelligen Ausbildungen ebenso als Maßnahme gegen Übungsleitermangel und Wartelisten in Kindersportangeboten sieht. Bereits im Vorjahr schlossen 25 Teilnehmende die Ausbildung in Rüsselsheim erfolgreich ab; einige erwarben im Anschluss sogar die Basketball-D-Trainer-Lizenz.
Die Ausbildung wird gefördert durch das Hessische Ministerium für Familie, Senioren, Sport, Gesundheit und Pflege (HMFG). Die Stelle der Bewegungskoordination wird durch das Landesprogramm SPORTLAND HESSEN bewegt sowie das Hessische Ministerium für Familie, Senioren, Sport, Gesundheit und Pflege gefördert.