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Sie rocken den Rhythmus

Landrat Will überreicht Kulturförderpreis an Jugendblasorchester Büttelborn

KREIS GROSS-GERAU – Großer Applaus brandete auf, als Landrat Thomas Will und Elke Landau vom Kreiskulturbüro die Urkunde und den Scheck über 5000 Euro an den Dirigenten Moritz Thiele überreichten. Das Jugendblasorchester Büttelborn ist Träger des diesjährigen Kulturförderpreises des Kreises Groß-Gerau. Die herausragende musikalische Ausbildung und die ehrenamtliche Kultur- und Jugendarbeit hatten die Jury überzeugt – gerade auch weil ein Genre wie die Blasmusik heute nicht mehr selbstverständlich im Mittelpunkt steht. Den Preis verleiht der Kreis im Wechsel mit dem Kulturpreis in zweijährigem Turnus.  

Neu war der Rahmen der Feierstunde: Der Kreis hatte dem 30-köpfigen Ensemble der 13- bis 26-Jährigen diesmal im Wortsinn die große Bühne bereitet – die Preisverleihung fand, charmant moderiert von Christian Döring, auf der imposanten Festival-Bühne bei „Volk im Schloss“ statt. Und das Orchester gab Kostproben ihres Könnens zu Gehör. Mit dabei das Markenzeichen der Band: die Titelmelodie aus der „Muppet Show“. Populäre Potpourris von Abba bis Amy Winehouse oder „Fluch der Karibik“ stehen ebenso auf dem Programm wie „Dicke-Backen-Musik“, die zum Beispiel bei den Frühschoppenkonzerten nachgefragt ist. „Hier rockt der Rhythmus“ – mit diesem Slogan wird geworben. „Entdecke die Musik in Dir“ – so lautet das Motto des Orchesters. Klar, dass die Jungen bei der Auswahl der Stücke mitreden.

Professor Wolfgang Schneider, früherer Gründungsdirektor des Instituts für Kulturpolitik der Universität Hildesheim, der Sachverständiges Mitglied der Enquete-Kommission „Kultur in Deutschland“ des Deutschen Bundestags und Jury-Mitglied des Kulturpreises ist, lobte in der Laudatio die Arbeit des diesjährigen Preisträgers. Der damals neue Dirigent des Blasorchesters Büttelborn, Dr. Martin Reitz, habe mit dem Satz „Wir müssen Jugendarbeit machen“ 1990 seinen Einstand gegeben, so Schneider. Nur eine gezielte Förderung des Nachwuchses sichere die Zukunft des Vereins. „Und er hatte Recht, und alle, die an dieser Konzeption weitergearbeitet haben, können heute stolz sein auf eine musikalische Bildung, die im Kreis Groß-Gerau ebenso beispielhaft ist, wie die kluge Kooperation mit der kommunalen Musikschule und dem Musikunterricht in der Schule“, sagte Schneider.

Hinter all dem, so Schneider lobend, stehe eine „Gemeinde mit Marcus Merkel, einem kulturfreundlichen Bürgermeister“. „Der seit 2009 verliehene Kulturpreis hat für uns einen hohen Stellenwert, er ist zu einem Markenzeichen geworden“, sagte auch Landrat Will. „Die lokale Kulturarbeit zu fördern bedeutet, Räume für Talent, Bildung und Teilhabe zu schaffen“, so Will. Kulturelle Bildung sei für die Persönlichkeitsentwicklung der jungen Menschen wichtig und eine Bereicherung für das Leben vor Ort insgesamt.

Dass in Büttelborn in Sachen Musik vieles „gut getaktet“ ist, wie Laudator Schneider betonte, hängt an Personen wie Marcel Merbach (Jugendleiter), Ulrich Conzen (31 Jahre Dirigent und maßgeblicher Initiator des Jugendblasorchesters), Dirigent Moritz Thiele, den Gründer des Jugendblasorchesters Dr. Martin Reitz, Büttelborns Kultur-Fachdienstleiterin Claudia Weller, Musikschulleiterin Helga Ernst und Fred Kraus, dem Vorsitzenden des Blasorchesters.

„Ohne den Weitblick eines Ulrich Conzen würde es das Blasorchester Büttelborn heute nicht mehr geben; fast 60 Prozent der Aktiven des Blasorchesters kommen aus der eigenen Jugend“, sagte Kraus, seit 1979 aktiver Musiker im Verein. Im Namen des gesamten Vereins bedankte er sich für die Auszeichnung. „Als wir von der Jury-Entscheidung erfuhren, konnten wir das erst gar nicht glauben. Damit haben wir nicht gerechnet.“ Der Preis bedeute ihnen sehr viel, so Kraus, er sei Wertschätzung, Anerkennung und zugleich Ansporn für die jungen Musiker*innen, in ihrem Engagement nicht nachzulassen.

Den Vertreter*innen der Politik hatte Schneider am Ende der Laudatio noch einmal ins Gewissen geredet: Er erwarte von den Parteien im kommenden Wahlkampf ein klares Bekenntnis zur kulturellen Bildung, damit beispielsweise eine Musikkultur, wie sie in Büttelborn gerade auch vom Jugendblasorchester gepflegt werde, nicht nur „nicht gefährdet wird, sondern auch weiterhin blühen und gedeihen kann“. „Bei allen Debatten um defizitäre kommunale Haushalte dürfen die
eher bescheidenen Mittel für Kultur nicht auch noch zur Disposition stehen.“   

Die Jury des Kultur(-förder)preises setzt sich wie folgt zusammen: Horst Aussenhof, Gabriele Fladung, Heike Karcher, Prof. Dr. Ernst Erich Metzner, Prof. Dr. Wolfgang Schneider, Christian Suhr, Claudia Weller sowie die letzten beiden Preisträger*innen Axel Schiel und Andrea Engler – die aktuellen Preisträger*innen sind im Folgejahr einmalig im Jury Team.

Kulturförderpreis Foto