Handwerk in vierter Generation
KREIS GROSS-GERAU – Landrat Thomas Will besuchte gemeinsam mit Groß-Geraus Bürgermeister Jörg Rüddenklau das Malergeschäft Seibert in der Kreisstadt. Malermeister Marcus Seibert, der den Familienbetrieb in vierter Generation als Geschäftsführer leitet, empfing die Besucher im Firmensitz in der Breslauer Straße im Gewerbegebiet Wasserweg. Das bereits 1948 gegründete Unternehmen zog 2014 von der Helwigstraße an den heutigen Standort, wo es neben einem großzügigen Showroom über genügend Platz für Büroräume, Anlieferung, Lager und eine Werkstatt findet. Zudem kann man in einem Verkaufsladen Farben und Lacke erwerben. Showroom und Laden dienen jedoch vor allem für den Empfang und die Beratung von Kunden. „Unsere Arbeit findet vor Ort statt“, betont Seibert.
Das Unternehmen bietet die komplette Palette des Malerhandwerks an - von der Fassaden- und Innenraumgestaltung über Trockenbauarbeiten, Wärmedämmung, Akustikarbeiten, Außen- und Innenputz bis zu Bodenbelägen. Auch denkmalgeschützte Fassaden sind kein Problem für Fachleute von Seibert. Die Geschäfte laufen, trotz der Baukrise, gut. Das liegt laut Geschäftsführer vor allem am Privatkundengeschäft, auf das sich das Unternehmen vornehmlich konzentriert. Etwa 90 Prozent machen die Aufträge von Eigenheimbesitzern aus, wobei der Großteil der Kundinnen und Kunden aus dem Raum Groß-Gerau, Darmstadt, Wiesbaden, Frankfurt kommt. Dass darunter viele Stammkunden sind, macht den Firmenchef besonders stolz, da er dies als Zeichen guter Qualität bewertet.
Im Gespräch interessierten sich Landrat Will und Bürgermeister Rüddenklau insbesondere für die Themen Fachkräftegewinnung und Ausbildung – Fragen, die für viele Handwerksbetriebe eine hohe Herausforderung darstellen. Hierzu konnte der Malermeister aus seinen Erfahrungen berichten. Er hat als Obermeister der Malerinnung zudem einen guten Überblick über die anderen Betriebe im Kreisgebiet.
Wenn es um die Anwerbung neuer Kräfte geht, sieht Seibert sein Unternehmen gut aufgestellt. Es gebe bisher wenig Probleme mit der Personalgewinnung. Gründe sieht er in der hohen Wertschätzung gegenüber den eigenen Mitarbeitenden und der übertariflichen Bezahlung. Das Thema Ausbildung beschäftigt ihn ebenfalls sehr. Vier Auszubildende befinden sich aktuell im Unternehmen auf dem Weg zu den Fachkräften von morgen. Neben diesen vier Azubis beschäftigt Seibert insgesamt zwölf Gesellen und vier Büroangestellte. „Damit ist man schon einer der größeren Betriebe in der Region“, beschreibt der Geschäftsführer die von Kleinunternehmen geprägte Branche.
Als Innungsobermeister blickt er mit gemischten Gefühlen auf die Situation der Ausbildung in der Berufsschule Groß-Gerau. Auf der einen Seite lobt er die sehr gut ausgestattete Schule in der Kreisstadt, die eine voll eingerichtete Werkstatt plus eigenen Unterrichtsraum aufbieten kann. „Das haben die anderen Berufsschulen in der Region nicht“, sagt Marcus Seibert. Sorge hingegen bereitet ihm der Blick auf die Ausbildungszahlen: „Es gab mal 27 Azubis in der Klasse, heute sind es noch neun.“ Die Gründe sieht er in dem Mangel an Bewerbern – obwohl genügend Ausbildungsplätze da sind. „Wenn die Ausbildung hier am Standort wegfallen würde, wäre das ein Schlag ins Gesicht.“ Damit die erfolgreiche Malerausbildung in Groß-Gerau erhalten bleibt, wirbt Seibert jedenfalls aus voller Überzeugung. „Der Malerberuf ist so vielschichtig. Es geht um viel mehr als das Streichen der Wände. Es geht um Kommunikation mit den Kunden. Und spezialisieren, wie beispielsweise auf Restauration von Kirchen und Denkmälern, kann man sich auch.“
Landrat und Bürgermeister zeigten sich beeindruckt von so viel Engagement und dankten für den informativen Austausch.