Gefahren erkennen – und ausräumen
KREIS GROSS-GERAU – „Vergesst mir Klein-Gerau nicht“, rief eine Frau der kleinen Gruppe um Bürgermeister Markus Merkel zu, die mit den Rädern abfahrbereit vor dem Rathaus in Büttelborn stand. „Keine Sorge, das tun wir nicht“, sagte Merkel lachend. Im Rahmen einer von der Kreisverwaltung koordinierten Radbefahrung haben Landrat Thomas Will und Bürgermeister Merkel die bestehende Fahrradinfrastruktur in Büttelborn und dem Ortsteil Klein-Gerau begutachtet und Perspektiven zur weiteren Verbesserung der Radverkehrsplanung diskutiert.
Mit dabei bei der Rundtour: die Radverkehrsbeauftragte des Kreises Franziska Knaack und die Nahmobilitätskoordinatorin des Kreises Eva Schecker. Ziel der Befahrung war es, die Sicherheit, Barrierefreiheit und Nutzungsfreundlichkeit der Radwege zu prüfen, Engpässe zu identifizieren und konkrete Maßnahmen für ein besser vernetztes, sicheres Radwegenetz vor Ort abzuleiten. „Radverkehr ist ein Baustein nachhaltiger Mobilität und trägt maßgeblich zur Lebensqualität vor Ort bei“, sagte Landrat Will. „Unsere Aufgabe ist es, für sichere, komfortable und attraktive Radwege zu sorgen, damit Pendeln, Einkaufen, Schule und Freizeit besser mit dem Fahrrad bewältigt werden können.“
Bürgermeister Merkel ergänzte: „Gute Fahrrad-Infrastruktur stärkt Büttelborn als attraktiven Wohn- und Wirtschaftsstandort. Wir nehmen Anregungen aus der Praxis auf und arbeiten dann an konkreten Umsetzungsschritten.“ Tatsächlich könnten sich einige Hindernisse wahrscheinlich schnell und unbürokratisch aus dem Weg räumen lassen – zum Beispiel am Thüringer Weg von Büttelborn nach Klein-Gerau: Hier erwägt der Bürgermeister, die Einbahnstraße in Gegenrichtung nach Klein-Gerau für den Radverkehr freizugeben. Auch die Umlaufsperren bei der Bahnhof-Unterführung ebenfalls in Klein-Gerau, die nach Ansicht der Rad-Experten aus dem Landratsamt „ungünstig und falsch“ montiert sind, könnten so angepasst werden, dass diese keine Gefahr mehr darstellen.
Andere Engpässe lassen sich nicht so schnell beheben. Am Ortsausgang von Büttelborn führt die alte Brücke über die A 67, Schwerlastverkehr donnert vorbei. Die Brücke selbst und die Straße dorthin sind schmal, es gibt keinen Radstreifen, keinen Radweg und Radfahrende werden trotz des Überholverbotes mit geringem Seitenabstand überholt. „Da kann es schon einmal zu gefährlichen Situationen kommen“, weiß Bürgermeister Merkel. Zuständig ist die Autobahn GmbH. Der Kreis hat vorgeschlagen, einen Vororttermin mit Landrat, Bürgermeister, Autobahn GmbH und Hessen Mobil zu organisieren, um nochmal auf die Dringlichkeit hinzuweisen, ein Angebot für den Radverkehr zu schaffen.
Der geplante Radschnellweg von Rüsselsheim nach Darmstadt über Klein-Gerau war jetzt ebenso Thema wie die geplante Beleuchtung der künftigen Raddirektverbindung zwischen Groß-Gerau und Klein-Gerau, die als Schulweg gern genutzt wird, sowie die Beseitigung der Blumenkübel in der Werrastraße in Büttelborn. „Radfahrende mit Anhänger kommen hier kaum durch“, sagte Knaack. Eine Alternative wäre die Aufstellung eines Sperrpfostens mit Markierung. Auch in der Unterführung an der Taunusstraße in Büttelborn könnten entsprechende Markierungen helfen, die Fahrt mit dem Rad sicherer zu machen, weil man dann den Bordstein des Radwegs besser erkennen würde. Und auch die Baustelle des neuen Rettungszentrums lag auf der Route – sie befindet sich direkt neben dem Radweg.
„Die Sicherheit der Radfahrerinnen und Radfahrer hat Vorrang. Wir setzen gezielt dort an, wo Engstellen und Gefahrenquellen erkannt wurden, um schneller zu spürbaren Verbesserungen zu gelangen“, betonten Merkel und Will. „Der Kreis organisiert solche Vorort-Termine, um mit den Vertreter*innen der Kommunen die Radverkehrssituation zu besprechen“, so Will. Dreizehn neuralgische Positionen hat die Kreisverwaltung in Büttelborn ausgemacht. In einem Protokoll, das Bürgermeister Merkel und seiner Verwaltung zugeht, werden weitere Schritte und Empfehlungen detailliert aufgeführt. „Eine sichere Fahrrad-Infrastruktur stärkt Büttelborn als lebenswerte Kommune“, so Bürgermeister Merkel.
Eine sichere Fahrrad-Infrastruktur ist Büttelborns Bürgermeister Markus Merkel (2. von links) wichtig. Bei der Befahrung per Rad diskutierte er mit Landrat Thomas Will (links), der Radverkehrsbeauftragten des Kreises Franziska Knaack und der Nahmobilitätskoordinatorin des Kreises Eva Schecker, wie man Engpässe beseitigen und Wege für Radler*innen noch besser nutzbar machen könnte. Bild: Kreisverwaltung