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„Ultrafeine Partikel weiter erforschen“

Kommunale AG Flughafen und Initiative Zukunft Rhein-Main fordern

KREIS GROSS-GERAU – Im August 2023 ist ein Bericht des Hessischen Landesamtes für Naturschutz Umwelt und Geologie (HLNUG) über die Ultrafeinstaub-Messungen im Rhein-Main-Gebiet erschienen. Ultrafeine Partikel (UFP) haben einen Durchmesser von weniger als 100 Nanometern (nm) und sind die kleinsten festen und flüssigen Teilchen in der Luft, die aufgrund ihrer geringen Größe tief in Blutkreislauf und Lunge eindringen können und potentiell gesundheitsschädlich sind. Zur Veranschaulichung: Ein Meter verhält sich zu einem Nanometer wie die Erde zu einem Tischtennisball. 

Das HLNUG misst Ultrafeinstaub mit der Unterstützung des Umwelt- und Nachbarschaftshauses (UNH) bereits seit 2015 an ausgewählten Standorten rund um den Frankfurter Flughafen. Aus den bisherigen Ergebnissen lässt sich eindeutig ableiten, dass die Ultrafeinstaubkonzentrationen dann markant ansteigen, wenn der Wind aus Richtung des Frankfurter Flughafengeländes weht. Die Partikel werden hauptsächlich durch Flugzeugtriebwerke und den übrigen Bodenbetrieb ausgestoßen.

Auch die Überflüge unterhalb von 400 Metern haben vermutlich einen Einfluss auf die UFP-Konzentrationen. Sogar in Gebieten, die nicht direkt überflogen werden, können bei entsprechender Windrichtung erhöhte UFP-Werte angezeigt werden. „Umso wichtiger ist es, dass die langjährige Forderung die Ultrafeinstaubbelastung auch in weiterer Entfernung des Flughafens zu detektieren, seit diesem Jahr mit der ersten UFP Messstelle in Mainz umgesetzt wurde“, betont die Mainzer Umweltdezernentin und ZRM-Sprecherin Janina Steinkrüger. Folgerichtig lässt sich feststellen, dass alle Kommunen, die sich in der Kommunalen Arbeitsgemeinschaft Flughafen Frankfurt/Main (KAG) und der Initiative Zukunft Rhein-Main (ZRM) organisiert haben und sich seit Jahrzehnten mit den Auswirkungen des Flugverkehrs auf die Region auseinandersetzen, mehr oder weniger durch den Eintrag von ultrafeinen Partikeln belastet werden. „Aus diesem Grund begleiten wir die Durchführung der Ultrafeinstaub-Studie des Landes Hessens und des UNH besonders aufmerksam“, so Thomas Will, Vorstandsvorsitzender von KAG und ZRM und Landrat des Kreises Groß-Gerau.

Eine der Messstationen wurde vorübergehend vom HLNUG in Flörsheim am Main aufgestellt. Die Partikelkonzentrationen lagen hier 2022 im Mittel bei etwa 11.000 Partikeln pro Kubikzentimeter, was laut den Luftgüteleitlinien der WHO als überwiegend hoch einzuschätzen ist. Der Flughafenbetrieb stellt eine der größten Quellen dar. Als der Flugverkehr während der Corona-Pandemie nahezu zum Erliegen gekommen war, fielen die Messwerte deutlich geringer aus. Allerdings sind auch weitere Quellen für die hohen Konzentrationen verantwortlich, die in Flörsheim auch außerhalb der Betriebszeiten des Flughafens mit 8.400 Partikeln pro Kubikzentimeter recht hoch ausfallen. Um welche anderen Quellen es sich handelt, konnte bisher noch nicht ermittelt werden.

Aktuelle wissenschaftliche Studien lassen vermuten, dass ultrafeine Partikel stärkere gesundheitliche Auswirkungen haben können als größere Partikel, da sie durch ihre geringe Größe in höherer Anzahl und tiefer in den Körper gelangen können. Bislang gibt es jedoch noch keine rechtlichen Vorgaben der EU über einzuhaltende Grenz- oder Zielwerte. Es existieren lediglich Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Ultrafeinstaub zu messen und Untersuchungen vorzunehmen. „Beim Thema Ultrafeinstaub gibt es noch viele offene Fragen, die es unbedingt weiter zu erforschen gilt, um nach Möglichkeit Gegenmaßnahmen zu treffen. Bislang ist dem Thema auf EU-Ebene noch nicht die Bedeutung beigemessen worden, die es angesichts möglicher gesundheitlicher Auswirkungen verdient hätte“, so Will abschließend.

Die Ergebnisse des Sondermessprogramms sind auf der Seite des HLNUG abrufbar.