Hirschkäfer (Lucanus cervus)
Der Hirschkäfer gehört zur Familie der sogenannten Schröter. Während der größte Teil der einheimischen Käferarten kleiner als 1 cm sind, ist der Hirschkäfer mit bis zu ca. 8 cm der größte Käfer Mitteleuropas. Der Oberkiefer des Männchens ist vergrößert und zu geweihartigen Greifzangen umgewandelt. Diese „Geweihe“ benutzen die Männchen bei den Paarungskämpfen, bei denen sie versuchen ihren Gegner regelrecht vom Baum zu werfen. Die Weibchen sind kleiner (ca. 3-4 cm) und haben normal ausgebildete Oberkiefer. Die Flügeldecken beider Geschlechter sind kastanienbraun, Kopf, Brust und Beine sind schwarz.
Alle holzfressenden Käferarten haben sehr große Schwankungen in ihrer Körpergröße. Je nachdem ob die bevorzugten Nahrungsbäume vorhanden sind oder auf alternatives Holz ausgewichen werden muss, entwickeln sich die Larven. So kann es sein, dass man vollentwickelte männliche Hirschkäfer von knapp 3-4 cm Größe oder Prachtexemplare von 8 cm findet.
Die Hirschkäfer sind dämmerungsaktiv und ernähren sich ausschließlich von Pflanzensäften, die aus Rindenspalten oder Baumwunden austreten. Sie kommen in alten Eichenbeständen vor, man findet sie aber auch auf anderen Laubbäumen.
Aktiv sind die Tiere von Anfang Juni bis etwa Mitte August. Nach der Paarung legt das Weibchen seine Eier in Totholz von Eichen, vorzugsweise in bodennähe oder im Boden. Wenn keine Eichen vorhanden sind, werden die Eier auch in morsches Holz anderer Laubbäume gelegt. Die Entwicklung vom Ei zum Käfer kann 5 bis 8 Jahre dauern. Die Larve lebt ausschließlich im pilzbefallenem Holz und frisst dort Gänge aus. Sie hat die typische Form eines Engerlings und kann eine Länge von 10 cm erreichen. Im blasigen Hinterleib liegt die sogenannte „Gärkammer“, in der Bakterien das von der Larve gefressene Holz zersetzen, so dass der Engerling verwertbare Nährstoffe erhält. Im Frühjahr des letzten Entwicklungsjahres verpuppt sich die Larve in einer Puppenkammer im Holz oder auch im Boden. Nach dem Schlüpfen überwintert der Käfer dort und fliegt erst im darauffolgenden Juni aus.
Vorkommen im Kreis:
Nach den bisherigen Erkenntnissen hat der bundesweit gefährdete Hirschkäfer im Kelsterbacher Wald sein größtes hessisches Vorkommen. Auch im Naturschutzgebiet Mönchbruch kommt der Käfer vor.
Gefährdung und Schutz
RL Hessen 3 (gefährdet) (RL Hessen ist in Vorbereitung)
RL Deutschland 2 (stark gefährdet)
Geschützt nach Bundesartenschutzverordnung (BartSchV)
FFH-Richtlinie, Anhang II
Gründe für die Gefährdung:
Fehlende Nahrungsgrundlage und der Brutsubstrate– in der modernen Holzwirtschaft werden alte und kranke Bäume gefällt, es fällt kaum Saftfluss an, ebenso kaum Totholz; Wirtschaftswald ist häufig zu dicht – der Hirschkäfer bevorzugt lichte alte Eichenwälder. Auch die Zunahme des Schwarzwildes, das gezielt nach Larven sucht kann sich zur einer zusätzlichen Gefährdung entwickeln.
Artenhilfsmaßnahmen:
Stärkeres Belassen von Totholz, Erhalt von Altbäumen mit Saftfluss, insbesondere von rückgängigen Eichen.