Schutz vor Bomben und Gewalt
KREIS GROSS-GERAU – Die Schreckensnachrichten aus der Ukraine reißen nicht ab. Immer mehr Menschen verlassen aus Furcht vor den russischen Bomben ihr Land und fliehen – bis nach Groß-Gerau. Die ersten vom Land Hessen zugewiesenen 130 Geflüchteten sind am Dienstagnachmittag aus der Erstaufnahmeeinrichtung des Landes Hessen in Gießen in der Kreisverwaltung in Groß-Gerau angekommen. Nach der Registrierung im Georg-Büchner-Saal wurden die Menschen auf verschiedene Unterkünfte in den Kommunen des Kreises verteilt. „Wir nutzen dabei die privaten Angebote ebenso wie eigens angemieteten Hotels, Pensionen und bestehende Gemeinschaftsunterkünfte des Kreises“, sagten Landrat Thomas Will und der Erste Kreisbeigeordnete Walter Astheimer.
„Der Kreis möchte den Menschen nach der aufreibenden und teils lebensgefährlichen Flucht erst einmal eine sichere Unterkunft bieten, wo sie in den kommenden Tagen ein wenig zur Ruhe kommen können“, sagte Astheimer, der zugleich auch Sozialdezernent des Kreises ist. Er bedankte sich vor allem beim Fachbereich Soziale Sicherung des Kreises und dem Team um Fachbereichsleiter Oliver Hegemann, der in den vergangenen Tagen fachlich und organisatorisch die Ankunft der Geflüchteten vorbereitet hatte. „Seit der russischen Invasion in der Ukraine und den massiven Fluchtbewegungen arbeiten auch wir in der Kreisverwaltung unter Hochdruck, um auf die Ankunft der Menschen vorbereitet zu sein“, so der Kreisbeigeordnete.
Im Kreis Groß-Gerau wurden bis Dienstag bereits rund 292 Personen registriert, die aus dem Kriegsgebiet angekommen sind. 20 von ihnen haben eine andere als die ukrainische Staatsbürgerschaft. Die meisten Geflüchteten sind bislang privat bei Bekannten oder Verwandten untergekommen. Das ändert sich nun mit den Personen, die das Land Hessen auf die Kreise verteilt. Jeweils 125 Menschen aus der Ukraine werden am Dienstag und Mittwoch im Kreis Groß-Gerau erwartet. „Künftig sollen pro Woche zwischen 150 und 180 Personen zugewiesen werden, das ist sehr herausfordernd“, sagte Oliver Hegemann.
Frauen mit ihren Kindern, aber auch alleinstehende Männer anderer Nationalität, die in der Ukraine studiert oder gearbeitet haben, saßen gestern in den Bussen nach Groß-Gerau. Anfang März hatten die europäischen Innenminister*innen die Erteilung eines speziellen Schutzstatus für Flüchtlinge aus der Ukraine beschlossen. Ukrainer*innen müssen kein Asylverfahren durchlaufen, dürfen hier arbeiten, haben ein Recht auf ärztliche Versorgung, Bildung und finanzielle Unterstützung.
„Das Schicksal der Menschen in der Ukraine berührt uns alle. Ich bin dankbar für die große Hilfsbereitschaft. Wer die Bilder der zerstörten Städte, der verwundeten, traumatisierten und flüchtenden Menschen sieht, der ahnt aber womöglich auch, dass diese Situation noch länger andauern könnte“, sagte Astheimer. Zusammen mit Landrat Will erneuerte er den Appell an die Menschen im Kreis, Wohnraum für die Geflüchteten zur Verfügung zu stellen. „Angebote für einen sehr kurzen Zeitraum helfen uns leider nicht weiter“, sagte Hegemann. „Falls möglich, sollte Wohnraum mindestens für die Dauer von vier Wochen, besser länger, genutzt werden können.“
Wer Wohnraum zur Verfügung stellen kann, kann sich per E-Mail an die Adresse fluechtlinge@kreisgg.de an die Kreisverwaltung Groß-Gerau wenden.