Nicht jammern, lieber planen und machen
KREIS GROSS-GERAU – Dass gute Lösungsansätze zu komplexen Herausforderungen – bildlich gesprochen – vor der eigenen Haustür liegen können, stellte die Industrie- und Handelskammer (IHK) Darmstadt in Kooperation mit dem Kommunalen Jobcenter Kreis Groß-Gerau und der Wirtschaftsförderung des Kreises kürzlich unter Beweis. Ausgehend von der Idee einiger Unternehmen in Biebesheim, Stockstadt und Gernsheim, erwerbsfähige Geflüchtete der benachbarten Gemeinschaftsunterkünfte kennenzulernen und Beschäftigungsmöglichkeiten auszuloten, war der Grundstock für eine erste Jobmesse im Rahmen eines Reallabors da.
Mit vereinten Kräften erarbeiteten die IHK und das Kommunale Jobcenter Kreis Groß-Gerau (KJC) ein Informations- und Messe-Format, das interessierte Unternehmen unterschiedlicher Branchen und erwerbsfähige Geflüchtete informierte und zusammenführte. In der Expo-Halle der Coreum GmbH in Stockstadt, die Geschäftsführer Björn Hickmann für die Veranstaltung unentgeltlich zur Verfügung stellte, begrüßten Erster Kreisbeigeordneter Adil Oyan und Ulrike Jakobi, Vizepräsidentin der IHK Darmstadt, die Vertreter der teilnehmenden Unternehmen.
In ihren Grußworten führten beide Redner aus, dass es angesichts eines drängenden Arbeits- und Fachkräftemangels in allen Branchen gilt, passende Lösungen für Unternehmen in der Region zu finden und gleichzeitig geflüchteten Menschen mit Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis neue berufliche Perspektiven zu eröffnen und damit gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen. Darüber hinaus „ist die Integration von Menschen mit internationalem Hintergrund immer auch eine wertvolle Bereicherung, die neue Perspektiven, innovative Ideen und kulturelle Vielfalt in die Betriebe bringt“, so Jakobi, die von der großen Resonanz der Geflüchteten auf die Einladung tief beeindruckt war.
In einem Fachvortrag stellte Simon Stöhr, Leiter des KJC-Arbeitgeberservice, vielfältige Fördermöglichkeiten für Arbeitgeber vor, die einer Übernahme in Ausbildung oder sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung vorgeschaltet bzw. begleitend eingebracht werden können.
Dass die Veranstaltung auf Interesse der regionalen Unternehmen stieß und großen Anklang bei den eingeladenen Menschen mit Fluchthintergrund fand, belegen die 370 Messebesucher und -besucherinnen, die sich im Anschluss während der offenen Gesprächsrunden informierten und den persönlichen Austausch mit Arbeitgebern suchten. Sabine Heil, Inhaberin des Seniorenhauses Rheinblick in Biebesheim, fasst es für die beteiligten Firmen zusammen: „Die Mischung der verschiedenen Jobanbieter war sinnvoll, der überschaubare Kreis der anwesenden Unternehmen machte die Kontaktaufnahme für die Arbeitsuchenden praktikabel. Das enorme Interesse der angeschriebenen Menschen hat uns alle überrascht.“
Das einstimmige Fazit aller Beteiligten: „Der Wille zum gemeinsamen Handeln ist nachweislich vorhanden.“ Nun gelte es, die geknüpften Kontakte zwischen Arbeitgebern und Geflüchteten für konkrete Einstiege in Ausbildungs- und Arbeitsverhältnisse zu nutzen und – nach geglücktem Pilotvorhaben – das Matching zwischen Angebot und Nachfrage in der weiteren Kooperation zu optimieren. Wie hatte doch der Erste Kreisbeigeordnete in seiner Begrüßung so ermutigend gesagt: „Nicht jammern und klagen, lieber planen und machen“. Die Umsetzung dieses Mottos ist auf den Weg gebracht.
Interessierte Arbeitgeber können sich an den Arbeitgeberservice des Kommunalen Jobcenters Kreis Groß-Gerau wenden: https://jobcenter-gg.de/arbeitgeber/ags