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Die Gruppe vor dem Eingang zu der Flusswärmepumpe: 3 v.r. Sven Christiansen (Fachbereichsleiter Regionalentwicklung, Umwelt und Wirtschaft aus dem Kreis Groß-Gerau), 4.v.r. Erster Kreisabgeordneter Adil Oyan (Kreis Groß-Gerau), 5.v.r Thorsten Siehr (Bürgermeister Ginsheim-Gustavsburg) sowie die Klimabeauftragten aus Rüsselsheim, Kelsterbach, Riedstadt, Hattersheim und dem Kreis Groß-Gerau.                                                                                                         Foto: Kreisverwaltung

Beeindruckende Flusswärmepumpe

Klimaschutzbeauftragte machen Exkursion nach Mannheim

KREIS GROSS-GERAU – Das Verbrennen fossiler Treibstoffe heizt bekanntermaßen den Klimawandel an. Den größten Anteil an den Kohlendioxid-Emissionen in Deutschland hatte 2023, wie in den Jahren zuvor, die Energiewirtschaft mit 34,6 Prozent. Um diesem Trend entgegenzuwirken und das Ziel der Bundesregierung einzuhalten, bis zum Jahr 2045 klimaneutral zu werden, wird engagiert nach innovativen Lösungen für alternative, klimaneutrale Energiegewinnung vor allem auf kommunaler Ebene gesucht. So ist das Thema kommunale Wärmeplanung brandaktuell. Dabei geht es nicht nur darum, die Wärmeverbräuche zu ermitteln, sondern auch darum, potenzielle Wärmequellen zu finden.

Zusammen mit dem Ersten Kreisbeigeordneten Adil Oyan und dem Bürgermeister der Stadt Ginsheim-Gustavsburg, Thorsten Siehr, hat eine 15-köpfige Delegation der Klimaschutzbeauftragten des Kreises Groß-Gerau am 17. Oktober die Flusswärmepumpe in Mannheim besucht, die ein solches Beispiel für moderne, nachhaltige Energiegewinnung ist.

Die Wärmepumpe funktioniert nach dem gleichen Prinzip wie der heimische Kühlschrank. Während beim Kühlschrank die Wärmeenergie aus dem Inneren nach außen abgegeben wird, nutzt die Wärmepumpe die Wärme des Flusswassers, um das Fernheizwasser zu erwärmen. Die thermische Energie des Rheinwassers reicht - auch im Winter, wenn die Temperatur des Rheins oft nur ca. 5°C beträgt -, um das Kältemittel in der Wärmepumpe zu verdampfen. Das entnommene Flusswasser wird dabei um ca. 2 bis 3°C abgekühlt und in den Rhein zurückgeleitet. Nur ein Kubikmeter/Sekunde Wasser aus dem 1.430 Kubikmeter/Sekunde führenden Rhein reicht aus, um 20 Megawatt (MW) thermische Energie (Wärme bei 99°C) auszukoppeln.

Im Oktober 2023 wurde die aktuell größte Wärmepumpe dieser Art in Europa in Betrieb genommen. Damit nutzt die Stadt Mannheim das Flusswasser des Rheins als klimaneutrale Wärmequelle, um Fernwärme für rechnerisch rund 3.500 Haushalte zu erzeugen. Die Pumpe hat eine thermische Leistung von zirka 20 Megawatt und eine elektrische Leistung von 7 Megawatt.

Besonders imposant erschien den Teilnehmer*innen der Exkursion ein 47.000 Kubikmeter großer Fernwärmespeicher. 200 MW Wärme können aus diesem Warmwasserspeicher pro Stunde entnommen werden.

Ob sich ähnliche klimafreundliche Projekt im Kreis Groß-Gerau, wo zwei Flüsse die Wärme abgeben könnten, realisieren lassen, muss in den nächsten Jahren untersucht werden. In Skandinavien werden Großwärmepumpen bereits seit den 1980er Jahren eingesetzt. Diese Anlagen mit der Leistung zwischen 5 und 30 MW nutzen Meer-, See- oder Flusswasser als Wärmequelle und werden durch Stadtwerke und Energieversorger eingesetzt. Sie liefern CO2-neutrale Fernwärme – teils auch kombiniert mit Fernkälte zur Kühlung im Sommer.