Fachtag 2022 „Impulse zur Umsetzung des Lehrplans „Sexualerziehung“ in ein Curriculum“ - eine Dokumentation

Am 16.05.2022 veranstaltete das Netzwerk LSBTIQ* im Kreis Groß-Gerau eine Fachtagung unter dem Titel: „Impulse zur Umsetzung des Lehrplans Sexualerziehung in ein Curriculum“ im Bürgerhaus Mörfelden.
Seit 2016 existiert der Lehrplan Sexualerziehung des Kultusministeriums Hessen. Bei der Umsetzung an den Schulen gibt es bisher wenig Unterstützungsangebote.
Jedoch ist es für alle Mitglieder der Schulgemeinde wichtig sich mit den dort beschriebenen Themen auseinander zu setzen. Offenheit und ein positiver Umgang sind der Schlüssel für ein gelungenes Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen.
Insgesamt ca. 50 Teilnehmende konnten viele Anregungen für ihre Arbeit an Schulen sammeln durch die Vorträge von Prof. Dr. Timmermanns von der Frankfurt University of Applied Science und von Frau Mareike Klauenflügel von der GEW Hessen. Eine Workshop Phase bildete den Abschluss, in der sich auch die Gruppe „Queer and friends“ des Neuen Gymnasiums Rüsselsheim vorstellte, die erste Schule der Vielfalt in Hessen.
Vortrag: Warum es wichtig ist, in der Schule über sexuelle und geschlechtliche Vielfalt zu sprechen (Prof. Dr. Stefan Timmermanns, Frankfurt University of Applied Sciences)
Wie kann der Lehrplan Sexualerziehung aus schulischer Sicht umgesetzt werden (in den unterschiedlichen Fächern)? Sexuelle und geschlechtliche Vielfalt als reguläre Themen in den Curricula der Schule. (Mareike Klauenflügel GEW Hessen AG Queere Vielfalt)
Workshop 1: Wie gestaltet man „Schule der Vielfalt“? - Präsentation
Workshop 1: Wie gestaltet man „Schule der Vielfalt“? Vorstellung der „Queer and friends“ AG des Neuen Gymnasiums Rüsselsheim (Julian Hundt und Stefano Lucifero)
Workshop 1: Wie gestaltet man „Schule der Vielfalt“?
Vorstellung der „NG Queer & Friends“-AG am Neuen Gymnasium Rüsselsheim
Referenten: Herr Hundt, Herr Lucifero (Lehrkräfte, Neues Gymnasium Rüsselsheim)
Ca. 25 Teilnehmende
Infos zur AG „NG Queer & Friends“ und zur Schule der Vielfalt:
- siehe PowerPoint-Präsentation von Herrn Hundt und Herrn Lucifero
- die beiden Lehrkräfte berichten über die Entstehung und die Arbeit der AG am Neuen Gymnasium und gehen auf die Fragestellungen der Teilnehmenden ein
Schule der Vielfalt
- „Schule der Vielfalt“: Programm und Schulnetzwerk, das sich für eine größere Akzeptanz gegenüber geschlechtlicher und sexueller Vielfalt im Bildungsbereich einsetzt.
- Um Schule der Vielfalt zu werden, müssen Ansprechpersonen benannt werden und es finden Netzwerk-Treffen sowie Fortbildungen statt. Die Aktivitäten an der Schule sollen nachhaltig angelegt sein.
- Nicht jede Schule entscheidet sich dafür, Projektschule zu werden. Aktivitäten können auch ohne diesen Schritt an der Schule durchgeführt werden.
Die AG „NG Queer & Friends“ am Neuen Gymnasium
- Die AG „NG Queer & Friends“ entstand am Neuen Gymnasium (NG) auf Initiative der Schüler*innen. Ein*e Jugendliche*r sprach Herrn Lucifero zwischen Tür und Angel darauf an.
- Zunächst wurde die Schulleitung einbezogen, die dem Start der AG zustimmte. Um Schule der Vielfalt zu werden, müssen später dann alle schulischen Gremien zustimmen. Erfahrungsgemäß zeigen sich dabei auch Widerstände, im Kollegium, in der Elternschaft…. Hier empfiehlt es sich, sensibel damit umzugehen und Zeit zu geben.
- Am Neuen Gymnasien Rüsselsheim tragen ca. 6-7 Kolleg*innen das Projekt mit.
- „Queer & Friends“ = alle Interessierten sind eingeladen, in der AG mitzuwirken, nicht nur queere Personen
- Das AG-Angebot ist – anders als üblicherweise an Schule – keine feste AG, sondern ein eher offenes Format, in dem sich die Mitglieder treffen.
- Einladung und Infos zur AG werden über die Lernplattform der Schule vermittelt
- Auf der Lernplattform werden auch weiterführende Informationen, Anlaufstellen etc. bereitgestellt. So müssen interessierte SuS nicht alle Fragen persönlich bei Lehrkräften platzieren, sondern können sich selbständig (und auch mal anonym) informieren.
- Wichtig für die AG-Treffen: sie finden in einem (auch optisch) geschützten Rahmen statt, nicht in Unterrichtsräumen, z.B. Konferenzraum, der nicht von außen eingesehen werden kann.
- Aktivitäten an der Schule sind oft auch niedrigschwellige Angebote, die für viele Jugendliche interessant sind, z.B. Kuchenaktion mit Info-Stand in der Pause (z.B. zum IDAHOBIT), Filmabend, Lesung o.ä. Weiterhin gab es z.B. eine Meinungspinnwand, auf der die Schüler*innen eingeladen wurden, ihre Diskriminierungserfahrungen zu benennen.
- Am NG gibt es Schulkleidung mit Schul-Logo. Von der AG wurde angeregt, einen Teil des Logos in Regenbogenfarben zu gestalten.
- 1x pro Jahr gibt es einen Bericht über die Aktivitäten, die im Rahmen von „Schule der Vielfalt“ stattgefunden haben.
- Wesentliches Signal an die Schüler*innen muss sein, dass neben der grundsätzlichen, offenen Haltung gegenüber sexueller/geschlechtlicher Vielfalt von Seiten der Schule auf Diskriminierung reagiert wird.
- Fragen von Schüler*innen geben Anlass zum Austausch. Fragen können auch anonym gesammelt werden (auf Zettel schreiben, in eine Box legen). Es sollte nicht zu viel „problematisiert“ werden.
- Ob sich eine Lehrkraft als queere Person outet, muss sich für sich selbst entscheiden. Sie sollte jedenfalls authentisch sein.
Erkenntnisse aus der Arbeit in den letzten Jahren:
- Wichtig ist, dass die Initiative aus der Schülerschaft kommt und sich die Aktivitäten an den Fragen und Interessen der Schüler*innen orientieren.
- Widerstände und Unsicherheiten brauchen Zeit und einen sensiblen Umgang.
- Die AG „NG Queer & Friends“ ist keine „AG für Problemfälle“! Ziel ist viel mehr, an der Schule zu sexueller und geschlechtlicher Vielfalt zu informieren, queeren und interessierten Menschen die Möglichkeit zu geben, sich auszutauschen und sich zu engagieren sowie Diskriminierung, Homophobie und Trans*feindlichkeit entgegenzustehen.
- Es ist viel Arbeit, „Schule der Vielfalt“ zu sein, aber es macht auch Spaß und es gibt auch viel positive Resonanz.
Workshop 2: Umsetzung der Curricula in der Praxis (Mareike Klauenflügel GEW Hessen) - Präsentation (Ab S. 19)
Workshop 2: Umsetzung der Curricula in der Praxis (Mareike Klauenflügel GEW Hessen) - Fotoprotokoll





Ergebnisse des Fachtags
Fachveranstaltung Netzwerk LSBTIQ*:
„Impulse zur Umsetzung des Lehrplans „Sexualerziehung“ in ein Curriculum“ am 16.05.22
Bedarfe der Teilnehmenden:
- Fachfortbildungen für einzelne Schulfächer (evtl. Veranstaltungsreihen für Fächergruppen)
- Best practice Austausch, gute Praxis multiplizieren
- Fachfortbildung zu Transidentität
- Schulbücher veraltet. Greifen nicht die Lebenswelt von LSBTIQ* Personen auf. Bedarf an neuen Schulbüchern (Schulbuchverlage kontaktieren?)
- evtl. Sammlung von queeren/diskriminierungskritischen Kinder- und Jugendbüchern als geeignete Schullektüre
Hinweise der Teilnehmenden:
- Eine Akkreditierung der kommenden Veranstaltungen wäre gut
- Beginn im Grundschulalter nötig
- Fachfortbildungen in der Schulleiterdienstversammlung vorstellen
- Thema sollte in die Lehrer*innenausbildung
- Projekttage: „Mit Sicherheit verliebt“ vom bvmd
- Queeres Bildungs- und Antidiskriminierungsprojekt, Workshops von Schlau e.V. Hessen
Kontakt
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